Ich treffe mich mit Jack an der Uni, wo wir uns einen ruhigen Platz suchen für das Interview. Jack heisst eigentlich Firooz Ahmad Atiee und stammt aus Afghanistan, aber er nennt sich hier Jack, das sei einfacher. Jack kam vor fünfzehn Monaten in die Schweiz. Auf die Frage, was das erste deutsche Wort war, das er gelernt hat, schüttelt er lachend den Kopf. Daran könne er sich nicht mehr erinnern. In den ersten sechs Monaten in der Schweiz besuchte er den Deutschunterricht im Camp. Der sei aber fertig, dabei gebe es noch so viel zu lernen. Im Moment lerne er ein bisschen Deutsch mit Youtube.
Früher arbeitete Jack zehn Jahre als Damenschneider. Diesen Beruf hat er nicht erlernt, weil das nicht üblich ist in Afghanistan. Deswegen würde er gerne eine professionelle Ausbildung zum Damenschneider in der Schweiz machen. Er nähe sehr gerne und macht mir gleich das Angebot, meine Sachen zu flicken, wenn ich mal Hilfe bräuchte!
Seine Freizeit verbringt Jack oft im Schwimmbad. Er schwimmt sehr gerne und hat das auch schon in seiner Heimat gemacht. Mit dem Unterschied, dass hier in der Schweiz die Hallenbäder viel besser sind, und vor allem warm. Und er hört gerne Musik, zum Beispiel Rammstein. Die Band hätte ein gutes Deutsch, was ihm ein bisschen beim Lernen helfe.
Ich fragte ihn, ob er schon einmal Rösti, Raclette oder Fondue gegessen hat: «Nein leider nicht, weil ich keinen Kontakt zu Schweizern habe. Ich habe Fondue schon einmal gesehen, aber noch nie probiert. Ich esse sehr gerne Salat. Das gibt es viel in der Schweiz.»
Sein Ziel ist es, besser Deutsch zu lernen. Das helfe bei der Wohnungs- und Arbeitssuche. Telefongespräche zu führen ohne Deutsch zu können sei schwierig und deswegen habe er auch noch keinen Erfolg gehabt. Aber weder richtig arbeiten, noch zur Schule könne er. Der Grund ist immer derselbe, er muss warten: «Ich möchte einfach arbeiten können, so dass ich Geld verdienen kann und in die Schule gehen kann. Aber ich darf nichts machen, nur warten.»
Ein bisschen arbeiten darf Jack. Er arbeitet als Putzhilfe in einem Unternehmen und bekommt pro Tag cirka 15 Franken. «Ich fange um acht Uhr an und komme um vier Uhr nachmittags wieder nach Hause. Mir gefällt das. Das ist viel besser als wenn ich nur im Bett liegen würde. Ich kann wenigstens etwas machen und Geld verdienen. Ich versuche damit zu sparen, um einen Deutschkurs zu besuchen.»
Auf die Frage, was in der Schweiz gleich wie in Afghanistan sei, antwortet er ganz schnell mit «Nichts». Alles sei anders. Hier in der Schweiz fühlt man sich sehr sicher. In Afghanistan sei das gar nicht der Fall. Und das Essen und die Kultur seien auch sehr verschieden.
Hast du einen Wunsch? «Ich möchte besser lesen lernen und die Kultur kennenlernen. Ich möchte mich mit anderen Leuten zum Essen treffen und reden. Wie gesagt, ich möchte lernen und arbeiten, und nicht nur im Camp warten. Für mich wird Sozialhilfe bezahlt. Warum darf ich nicht selber arbeiten und selber mein Geld verdienen? Das ist mir unangenehm und ich verstehe das nicht»
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