Der 21-jährige Tamim besucht zurzeit seit einigen Monaten einen Deutschkurs im Schulhaus Schädrüti. Er kam vor anderthalb Jahren von Afghanistan (Kabul) in die Schweiz und überquerte neun Länder, um hier in die Schweiz zu kommen.

Als er in die Schweiz kam, verbrachte er drei Monate in einem Camp in Lugano und kam später nach Luzern. Die erste Person, die er in der Schweiz getroffen hatte, war die Polizei in Lugano. Im Camp lernte er den jungen Mann namens Fawad kennen. Beide wohnen zurzeit in Luzern und haben immer noch Kontakt zueinander.

Ebenso lernte er D. Mann kennen. Tamim wollte einen Freund in Glarus besuchen und wartete am Bahnhof auf den Zug. Eine Frau sass mit ihrem Hund neben ihm und begann mit ihm eine Konversation zu führen. Das erste schweizerdeutsche Wort, das er von Daria gelernt hatte, war «Hoi»

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Die Berge, besonders der Pilatus, haben bei ihm einen positiven Eindruck hinterlassen. Die vielen Blumen wie auch das Wetter gefallen ihm in der Schweiz sehr. Vor allem aber hat ihm die Schokolade angetan. Die isst er sehr gerne!

In der Schweiz hat er gelernt pünktlich zu sein. Ebenso lernt er die deutsche Sprache und Mathematik. Tamim hat in Afghanistan und in Pakistan die Primar- und Sekundarschule abgeschlossen. Jedoch konnte er nie den Kindergarten besuchen, weil es erst später eingeführt wurde. In der Freizeit trifft er sich gerne mit seinen Freunden und spielt gerne Kartenspiele oder Ping Pong. Ebenfalls kocht er gerne afghanisches Essen und geht gerne im Wald spazieren. Ausserdem schaut er gerne Sport Wrestling und alte Videos von Charlie Chaplen.

Am liebsten hört Tamim gerne afghanische Musik wie z.B. der Sänger Ahmad Zaher. Auch Popmusik hört er gerne. Jamal Mubarez hört er am liebsten. Sein Lieblingsgetränk ist Apfelsaft und sein liebstes Essen hier in der Schweiz ist Pizza, Spaghetti und Tortellini. In Luzern geht er besonders gerne ins KKL, um dort Kaffee zu trinken und Konzerte zu geniessen. Auch in Basel befindet sich ein Lieblingsort von ihm: Das Basler Museum.

Eine neue Gewohnheit, die er hier entwickelt hat, ist, dass er auf niemanden hören muss. Um es genauer zu verdeutlichen: Die Eltern haben hier in der Schweiz bei Volljährigkeit nichts zu Sagen. Man kann den Vorschlag der Eltern annehmen, aber man ist nicht verpflichtet. In Afghanistan muss man aber auf die Eltern hören, egal ob man volljährig ist oder nicht. Er findet es gut, dass er hier nicht eingeschränkt wird und seine Meinungsfreiheit geniessen kann.

Auch die Gewohnheit allein in einem Einzelzimmer zu schlafen, war für ihn neu. Denn in Afghanistan lebt die ganze Familie in einem grossen Haus. In einem Schlafzimmer schliefen dann mehrere Personen der Familie. Sehr selten gab es Personen, wo ein Einzelzimmer zur Verfügung hatten. Hier in der Schweiz hat jede Person ein einiges Zimmer. Er ist froh, ein Einzelzimmer zu haben.

Tamim beschreibt die SchweizerInnen als sehr ruhige Personen. Wenn man SchweizerInnen mit Leuten seiner Herkunft vergleicht, haben diese meistens extrovertierte Persönlichkeiten. Was er an SchweizerInnen sehr schätzt ist ihre Freundlichkeit, Güte und Hilfsbereitschaft.

Was er in der Schweiz zunächst als speziell erlebt hat, war vor allem die Freundlichkeit. In Afghanistan sei es nicht so. Wenn man jemanden anrempelt oder jemanden den Platz wegnimmt, wird gleich gestritten. Es gibt öfters Konflikte und Streitereien untereinander. Auch dass Frauen in der Schweiz arbeiten, ist für ihn speziell. Denn in Afghanistan haben sie nicht gearbeitet. Die Frauen waren zuhause.

Ebenso ist auch die Sauberkeit hier enorm. In Afghanistan gibt es keine Strassenarbeiter wie hier, die wie hier die Strassen sauber halten. Der Abfall landet meistens auf den Boden und wird nicht entsorgt. Die Gemeinde schaut dort nicht auf die Stadt wie hier.

Es ist ein korruptes Land. Durch Bestechung kommt man schnell weiter. Ausserdem sind Diebstähle oft alltäglich. Man sollte gut auf seine Sachen aufpassen. Wenn Ausländer aus Iran oder Pakistan nach Afghanistan kommen werden sie diskriminiert.

Durch das äussere Erscheinen erkenne man schnell, wer Afghane ist und wer nicht. Als Ausländer in der Schweiz wird man weitaus offener empfangen.In seiner Schulzeit wurde noch mit einem Stock geschlagen, was hier in den Schweizer Schulen nicht gemacht wird. Wenn man etwas nicht verstanden hat oder die Hausaufgaben nicht gemacht wurden, hat man ihnen auf die Hände und Beine geschlagen.

Mit der Zeit konnte er auch eine Gemeinsamkeit zu Afghanistan feststellen. Beide Länder sind sehr gläubig. Die Schweiz ist mehrheitlich römisch-katholisch gerichtet und Afghanistan grösstenteils muslimisch.

Die Organisation, die ihm bisher geholfen hat, war EducationforIntegration (EFI). Sohail Khan hat ihm sehr geholfen. Durch die Projekte von EFI konnte er sich integrieren. Das Projekt «Hier für Dich», gab ihm die Chance Erich kennenzulernen und mit ihm Deutsch zu lernen. Sein Tandempartner hilft ihm bei seinen Hausaufgaben und weiteren Fragen. Durch das «Sprachkaffee» konnte er neue Leute kennenlernen, mit ihnen Spiele spielen und Kaffee trinken.

Sein Wunsch ist es sich mit anderen auf Deutsch zu verständigen. Auch das seine Mutter in die Schweiz kommen soll, liegt ihm auch sehr am Herzen. Sein Traum ist es in 2-3 Jahren eine Ausbildung auf einer Baustelle zu machen, weil er auch in seinem Heimatland diese Berufung ausgeübt hat. Als ich ihm die letzte Frage stellte, auf was er stolz sein kann oder was er erreicht hätte, kam danach ein kurzes Schweigen.

Da er noch ganz unten bzw. noch am Anfang seiner Reise steht, ist er nicht stolz auf sich. Noch nicht. Als er in die Schweiz kam, hat er jedoch eines erreicht: Ein ruhiges Leben. Tamim ist aber der Meinung, dass Afghanistan sich mit der Zeit erholt. «Eines Tages wird besser».

Seine Reise begann in Afghanistan, nach Pakistan, Iran, Türkei, Griechenland, Mazedonien, Bosnien, Kroatien, Slowenien, Italien und zum Schluss kam er in die Schweiz.