„Wieso?“ – Das Fragezeichen auf Nurullahs Gesicht macht betroffen und löst das Verlangen nach Antworten aus.
Seit zwei Jahren ist Nurullah bereits in der Schweiz, doch sein Zuhause ist noch immer das Durchgangszentrum in Rothenburg. Dort beherbergt er mit seiner Frau und seinen zwei Kindern ein kleines Zimmer und wünscht sich nichts sehnlicher als endlich Gewissheit zu haben. Gewissheit über seine Zukunft und die seiner Familie. Zu verstehen, weshalb „Menschen vom selben Stern“ verschieden behandelt werden. Dann könnte er ruhiger sein und hätte nicht immer dieses Gefühl von Ohnmacht als stetiger Begleiter. Die Rede ist von seinem Asylverfahren, welches seit Monaten auf Eis gelegt zu Sein scheint.
Mit seinem jetzigen Status N sind die Hürden für seine Integration hoch gestellt. Einen Status N zu besitzen heisst, bis auf weiteres keinen Transfer und folglich keine Einbindung seiner Kinder in das Schulsystem der Gemeinde zu erhalten. Mit seinen 10 Jahre könnte Nurullahs Sohn bereits in der dritten Klasse sein, noch immer aber befindet er sich in der Phase 1 „Schule im Durchgangszentrum“. Doch von Schule sei nicht viel zu sehen, unterrichtet wird nur eine Stunde täglich. Zum Schreiben und Lesen lernen leider nicht genug. Die Familie steht für Nurullah seit jeher im Vordergrund, sie im Frieden zu wissen löst in ihm grosse Dankbarkeit und Ruhe aus. Wäre es ihm möglich eine Arbeit aufnehmen zu dürfen und dadurch unabhängig zu sein sowie seinen Kindern die Schule zu ermöglichen, dann wäre sein Traum erfüllt. Dafür benötigte er einen Statuswechsel. In die schweizerische Arbeitswelt würde er durchaus passen, denn vor der Freiheit nennt er die Pünktlichkeit als besonders lobenswert. Doch sein Weg steht im Ungewissen. Die gelebte Freiheit, welche Nurullah in der Akzeptanz von Religionen und Meinungen sieht und schätzt, gilt für ihn nur bedingt.
Zurzeit arbeitet er mittels der Sozialhilfe Luzern in verschiedenen Bereichen, dabei verdient er einen symbolischen Betrag. Was für ihn zählt, ist die Beschäftigung, etwas das einem in der Nacht müde macht und einem am Morgen zum Aufstehen motiviert. Das wünscht er sich für alle im Asylzentrum, einen Sinn für den Tag und weniger Hindernisse für ihre Integration zu haben. Denn Aufstehen wollen alle, nur was dann mit dem Tag anzufangen ist, ist die schwierige Frage.
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